Normalerweise verstecke ich mich jedes Jahr um diese Zeit an einem sicheren Ort, um der Flut an Kirschblüten-, Babybauch- und Schaut-her-ich-habe-mir-drei-Kugeln-Eis-in-einer-Waffel-gekauft-und-sitze-nun-mit-meiner-neuen-verspiegelten-Ray-Ban-Brille-und-Löchern-in-der-Hose-irgendwo-in-der-Sonne-und-genieße-mein-Influencer-Leben-Bildern in den sozialen Medien zu entgehen. Als Opfer wilder Pflanzenorgien würde ich den ganzen Wald vor meiner Haustür am liebsten durch Plastikblumen von Ikea ersetzen – die Idee hat den militanten Tier- und Umweltschützern aus meinem Stadtviertel aber leider überhaupt nicht gefallen. Glücklicherweise werde ich bei jedem Versuch die Wohnung ohne Cetirizin zu verlassen von meinem neuen Roboter mit den eindringlichen Worten “Danger, Jonas Hafner” gewarnt. Wer diese Anspielung nicht versteht, verbringt definitiv zu wenig Zeit auf Netflix und ja, der Frühling und ich werden wohl keine Freunde mehr.
Umso besser, dass ich mich vor kurzem wider Erwarten auf riesigen Dünen im Norden Dänemarks wiederfand und diese unangenehme Jahreszeit noch einmal gegen den Herbst eintauschen konnte. Um zu verstehen, wie ich hier gelandet bin, müssen wir erst einmal die Zeit ein Stück zurückdrehen (sozusagen als Ausgleich zur Umstellung auf die Sommerzeit):

Es ist Mittwochabend. Eine der letzten Ausgaben des Neon-Magazins schmückt die Zeitschriftenregale am Hamburger Hauptbahnhof und in Berlin bereitet man sich auf die morgige ECHO-Verleihung vor, die auch noch in den kommenden Tagen die Medien beschäftigen wird. Ich selbst befinde mich auf dem Weg ans andere Ende der Millionenstadt. Durch meine Bluetooth-Kopfhörer erklingt gerade die Stimme von Günter König, der das nächste TKKG-Abenteuer einleitet, als ich in Stadionnähe des größeren der beiden abstiegsgefährdeten Fußballvereine wieder festen Boden unter den Füßen habe und mit diesen die letzten Meter bis zu meinem Ziel bestreite.  Wenig später stehe ich in einer großen Halle vor einem nagelneuen VW T6 California, wo mich Torben von Ahoi Bullis herzlich begrüßt und mich sowie den Rest der Gruppe gleich mit Getränken versorgt.

Gedanklich gehe ich einmal die Liste meiner bisherigen Schlafplätze durch, auch wenn ich sicherlich die Hälfte wieder unterschlagen habe:

    • Zu dritt in einem Zwei-Personen-Zelt
    • in überfüllten Hostel-Dorms (mit und ohne Bettwanzen)
    • in guten und weniger guten Hotels
    • in teuren und billigen AirBnBs
    • in verlassenen und bis zum Anschlag gefüllten Wanderhütten
    • in gruseligen amerikanischen Motels
    • in der freien Natur (mitten in Schweden)
    • auf der Couch von Freunden oder Menschen, die ich danach nie wieder gesehen habe
    • auf dem Boden einer Münchener Tanzschule #notdoingthatagain
    • in diversen Sporthallen
    • bei Minusgraden auf der Rückbank eines Kleinwagens auf der Südinsel Neuseelands
    • in einem viel zu warmen Nachtzug in Finnland
    • als WWOOFER auf Farmen, weit abgeschieden von jeglicher Zivilisation
    • während eines Sturms bei hohem Wellengang auf dem Boden eines kleinen Kutters im Golf von Thailand, zusammen mit 80 Asiaten
      (in dieser Nacht war ich wahrscheinlich der einzige Passagier, der sich nicht übergeben musste)

Aber ja, eine Nacht in einem Camper-Van, und zwar ohne dass man in diesen mit Süßigkeiten gelockt wurde, fehlte hier. Als wir das Fahrzeug von außen betrachten, bleibt mein Blick schlagartig auf den Leibnitz-Bulli-Keksen hängen, welche ihr trauriges ungeöffnetes Dasein auf dem Armaturenbrett fristen. Doch nicht mehr lange, denn jetzt werden die Türen und kurze Zeit später auch die Packung geöffnet.

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Über eine Stunde erkunden wir hier im Inneren die vielen Fächer und Funktionen des voll ausgestatteten Campers – neben Geschirr, Fackeln, einem Grill und Campingführern sind noch viele weitere kleine nützliche Dinge an Bord. Wer trotzdem etwas vermisst, kann aus einer langen Liste an buchbaren Extras wählen. Vom Fahrradheckträger, über aufblasbare Kanus bis hin zur Campingtoilette Porta Potti (30 Euro) dürfte für jeden etwas dabei sein. Das Team von Ahoi Bullis bietet zudem individuelle Tourenberatungen an, falls ihr unentschlossen seid, in welche Richtung es gehen soll. Der Ostblock (einschließlich Polen) ist aus versicherungstechnischen Gründen leider tabu. Wer also unbedingt zum Geburtsort von Helene Fischer nach Krasnojarsk reisen will, sollte sich nach einer Alternative umschauen, oder nach einem neuen Musikgeschmack.
Den Camperbus gibt es in drei Versionen (St. Pauli / Eppendorf / Blankenese), die sich entsprechend der Hamburger Stadtteile in Preis und Ausstattung unterscheiden. Mein Wegbegleiter für das verlängerte Wochenende wird das Basismodell mit Schaltgetriebe und manuell zu bedienendem Aufstelldach sein, mit welchem ich Samstagmorgen schließlich die Fahrt gen Norden antrete. Die Marteria-SongzeileKeiner macht mehr Malle, alle fahren nach Schweden” stimmt in meinem Fall also nicht ganz, auch wenn Dänemark dem Ganzen schon recht nahe kommt.

Westerheversand
Das erste Ziel auf meiner Liste ist der Leuchtturm von Westerheversand, welcher ca. 2 Stunden nordwestlich von Hamburg gelegen ist. Als wir den Parkplatz erreichen, erklingen gerade die letzten Zeilen von “3 Rounds and a Sound” durch die Musikanlage. Dick eingepackt geht es kurze Zeit später über die Dünen und durch die Salzwiesenlandschaft bis hin zum 41,5 Meter hohen Turm. Der Wind an diesem Tag ist so stark, dass man Mühe hat einen Fuß vor den anderen zu setzen. Leider gilt in der Region ein Doppel-D-Verbot: Weder Drachen noch Drohnen dürfen hier abheben.
Wurden wir zwei Wochen zuvor in Brügge von Menschenmengen buchstäblich überrannt, sind die einzigen Wegbegleiter an diesem Tag eine Herde Schafe mit Lämmern am Wegesrand, die jedoch bei jeder Annäherung wortwörtlich das Feld für uns räumen.
Und auch wenn die 30 GPS-Satelliten, die über uns durch den Orbit kreisen, Leuchttürme obsolet gemacht haben, freue ich mich weiterhin über jeden, der hier draußen am Wasser steht. Es soll während dieser kleinen Reise nicht der einzige gewesen sein, der uns begegnen wird – doch dazu später mehr.

Rømø
Abends erreichen wir den Campingplatz auf Rømø (das dänische Ø entspricht dem deutschen Ö), einer kleinen dänischen Wattenmeerinsel, die mit einer höher gelegenen Straße/Brücke mit dem Festland verbunden ist. Nach dem Kochen genießen wir noch ein bisschen die frische Luft, bevor die Sitzbank umgeklappt und das Nachtlager aufgebaut wird. Die Diesel-Standheizung aktivierten wir erst am nächsten Morgen, um so gemütlich frühstücken zu können. Ich könnte jetzt behaupten der gedeckte Tisch hätte problemlos im Feed von Ezgi Polat auftauchen können – dafür müsste ich aber lügen oder hätte mindestens zwei Grapefruits und frische Eier kaufen sollen.
Direkt vor dem Campingplatz liegt der riesige Sandstrand der Insel, der auch mit dem Auto befahren werden darf. Nachdem wir ausgecheckt haben, verbringen wir den Vormittag genau dort, umgeben von Wasser und Sand… und genießen die schöne Zeit.

Lökken
Gegen Mittag machen wir uns dennoch auf den langen Weg nach Løkken. Mit dunklen Gewitterwolken am Horizont erklimmen wir die Rubjerg Knude, eine Wanderdüne mit ihrem bekannten Leuchtturm Fyr. Die Entfernung des Gebäudes zum Abgrund beträgt durch die ständig einwirkende Erosion gerade einmal 8 Meter. Sollte der Abstand zum Wasser auf 5 Meter schrumpfen, wird der Turm aus Sicherheitsgründen gesperrt werden und dann irgendwann einstürzen und im Meer versinken (wie eines Tages die Niederlande, falls der Meeresspiegel weiter steigen sollte). Obwohl wir den Campingplatz in Løkken außerhalb der Öffnungszeiten erreichen, können wir uns problemlos am Terminal mit meiner Kreditkarte registrieren und den Bulli am ausgesuchten Platz parken. Die zweite Nacht verbringen wir dieses Mal eine Etage höher – und zwar im aufklappbaren Faltdach. Hier oben gefällt es mir sogar eine Spur besser und so zähle ich noch eine Weile Schafe auf meinem Kameradisplay, bis mir irgendwann die Augen zufallen.
Am nächsten Tag spazieren wir ein letztes Mal über den in Nebel eingetauchten Strand, bestaunen alte Bunkeranlagen und treten schließlich die Heimreise nach Hamburg an.

Fazit:
Dänemark hat wirklich viele schöne Ecken und gerne hätte ich hier mehr Zeit verbracht. Auch die Reise mit dem Bulli war auf jeden Fall eine tolle Erfahrung, die ich jedem ans Herz legen kann, der mit goldenen Stickern auf Baseballcaps genauso wenig anfangen kann wie ich und die Zeit lieber draußen in der Natur verbringt als vor Handyspielen auf dem heimischen Sofa. Aber wer kann bei einem solchen Wetter wirklich zu Hause bleiben? Denn zugegeben, in kurzer Hose und mit einem Eis in der Hand, hat der Frühling durchaus seine guten Seiten. Es müssen ja nicht gleich drei Kugeln sein und mein Mobiltelefon bleibt während solcher Momente sowie tief in meiner Tasche verstaut. Da fällt mir ein: Eines Tages muss ich definitiv zum Hanami nach Tokio fliegen und mich von Kirschblüten verzaubern lassen – bis dahin habe ich hoffentlich auch eine schicke Sonnenbrille.
Jetzt gilt es nur noch schnell meinen ECHO zurückzugeben und meine Sommersprossen zu gießen. Vi ses hos Midsommar.

Transparenz: Der VW Bulli wurde mir freundlicherweise für den Reisezeitraum zur Verfügung gestellt. (www.ahoi-bullis.com)