Wenn der Algorithmus wieder drei bis fünf Bilder likende, sich auf dem Dielenboden einer Altbauwohnung in der Sonne räkelnde und auf die Zunge beißende, bikinitragende, dauergrinsende Yoga-Influencerinnen/Lifecoachellas mit der bekannten Berliner 2C2C-Attitüde der Sorte 50(k)+ an den Strand des eigenen Feeds spült, muss man sich glücklicherweise auch zu Corona-Zeiten keine Sorgen machen. Mit der nächsten Welle, nur Sekunden später, werden sie von der Strömung zurück ins Datenmeer gezogen, aus dem sie kamen, tauchen hier unter und wahrscheinlich nie wieder auf.

Sony A7 R3 – Sony 100-400mm GM  | Model: @madeleinebrunnmeier

Das männliche Gegenstück verbringt seine Zeit hingegen lieber beim “Selfieren” mit der neuen Leica-Kamera in einem der vielen, frei zugänglichen, verspiegelten Fahrstühlen, die eine Großstadt zu bieten hat und ärgert sich allenfalls nicht doch die verchromte Version der M-240 auf Ebay ersteigert zu haben oder über den Avocado-Fleck auf den neuen weißen Sneakern.

Sony A7 R3 – Zeis 50mm 1,4  | Model: @maren_reith

Dabei entstehen die meisten Bilder zurzeit wohl eher in den eigenen vier Wänden oder nicht fernab von hier. Die Zahl der geposteten Quarantäne-Selfies hat mittlerweile ein exponentielles Wachstum erreicht, während das Infektionsgeschehen in Deutschland glücklicherweise immer weiter abflacht.
Blättert man durch die Kommentarspalten der großen Nachrichtenmagazine, beschleicht einen allerdings schnell das Gefühl es seien in letzter Zeit mehr Aluhüte als Schutzmasken verteilt worden – oder wer wollte sich nicht schon einmal Desinfektionsmittel intravenös spritzen

Sony A7 R3 – Zeis 50mm 1,4  | Model: @nielwendt

Falls das Präventionsparadox und die nun geplanten Lockerungen wirklich für eine zweite Welle sorgen sollten, steht wahrscheinlich auch die Kunstwelt vor einem großen Umbruch – egal ob auf freie oder bezahlte Arbeiten bezogen. Denn viele Dinge sind fragiler als man denkt und nicht wenige Künstler/innen lassen, wenn sie sich in ihrem Schaffensprozess eingeengt fühlen, ihre Arbeit lieber ganz ruhen und ihren “Drive” hinter sich. Gewinner werden wie so oft jene sein, die gelernt haben sich anzupassen – was per se wohl auch (eine) Kunst ist.

Sony A7 R3 – Zeis 50mm 1,4  | Model: @madeleinebrunnmeier

Hat man die Fotografie noch nicht aufgegeben und das Projekt Kellerentrümpelung in die Post-Corona-Ära verschoben, bieten sich einem auch im Wonnemonat Mai jede Menge Möglichkeiten: 
Wer sich z. B. schon immer einmal mit der Landschaftsfotografie auseinandersetzen wollte und im Süden Deutschlands wohnt, dürfte laut dem Hoffmann und Campe Verlag hier die idealen Startvoraussetzungen vorfinden. Für fotografie- und gleichzeitig podcastbegeisterte Hörer/innen aus dem Norden gibt es mit #unfiltered und fotofreundinnen zwei relativ neue Podcasts im Angebot. Wer noch mehr Auswahl sucht, wird seit Kurzem auf Kwerfeldein fündig

Nikon D800 – Sigma 35mm 1,4 ART  | Model: @maren_fotografie

Alternativ kann man als Schatzsucher/in mit einer heißen Tasse Hagebuttentee in das eigene Fotoarchiv eintauchen und hoffen hier fündig zu werden – vorausgesetzt man gehört nicht zu jenen, die ihre unbearbeiteten Bilder regelmäßig im Marie Kondo-Style von der heimischen Festplatte verbannen. Auf Dauer wird dies aber wohl keine zufriedenstellende Lösung sein.     

Sony A7 R3 – Sigma 35mm 1,4 ART  | Model:  @bekeaful

Denn dank Spaceman Spiff weiß ich: Rückwärts ist keine Richtung. Hoffen wir, dass es bald wieder vorwärtsgeht, auch wenn die Zukunft – noch mehr als sonst – ungewiss bleibt.